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     LiteratureFairy Tales Wilhelm Hauff: The Story of the False Prince

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  Seite 01: Die Geschichte vom falschen Prinzen (The Story of the False Prince)



deutscher Text
 

Es war einmal ein ehrsamer Schneidergeselle, namens Labakan, der bei einem geschickten Meister in Alessandria sein Handwerk lernte. Man konnte nicht sagen, dass Labakan ungeschickt mit der Nadel war, im Gegenteil, er konnte recht feine Arbeit machen. Auch tat man ihm unrecht, wenn man ihn geradezu faul schalt; aber ganz richtig war es doch nicht mit dem Gesellen, denn er konnte oft stundenweis in einem fort nähen, dass ihm die Nadel in der Hand glühend ward und der Faden rauchte, da gab es ihm dann ein Stück wie keinem anderen; ein andermal aber, und dies geschah leider öfters, saß er in tiefen Gedanken, sah mit starren Augen vor sich hin und hatte dabei in Gesicht und Wesen etwas so Eigenes, dass sein Meister und die übrigen Gesellen von diesem Zustand nie anders sprachen als: »Labakan hat wieder sein vornehmes Gesicht.«

Am Freitag aber, wenn andere Leute vom Gebet ruhig nach Haus an ihre Arbeit gingen, trat Labakan in einem schönen Kleid, das er sich mit vieler Mühe zusammengespart hatte, aus der Moschee, ging langsam und stolzen Schrittes durch die Plätze und Straßen der Stadt, und wenn ihm einer seiner Kameraden ein »Friede sei mit dir«, oder »Wie geht es, Freund Labakan?« bot, so winkte er gnädig mit der Hand oder nickte, wenn es hoch kam, vornehm mit dem Kopf. Wenn dann sein Meister im Spaß zu ihm sagte: »An dir ist ein Prinz verlorengegangen, Labakan«, so freute er sich darüber und antwortete: »Habt Ihr das auch bemerkt?« oder: »Ich habe es schon lange gedacht!«

 

Vokabular  
  der Schneidergeselle = taylor's assistant
  das Handwerk = trade
  ungeschickt = clumsy
  die Nadel = needle
  der Faden = thread
  der Zustand = condition
  das Gebet = prayyer
  die Moschee = mosque
  im Spaß = for fun

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