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     LiteratureFairy Tales Wilhelm Hauff: The Story of the False Prince

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  Seite 12: Die Geschichte vom falschen Prinzen (The Story of the False Prince)



deutscher Text
 

Es war schon dunkel, als der Zug anlangte, daher waren im Saale viele kugelrunde, farbige Lampen angezündet, welche die Nacht zum Tag erhellten. Am klarsten und vielfarbigsten strahlten sie aber im Hintergrund des Saales, wo die Sultanin auf einem Throne saß. Der Thron stand auf vier Stufen und war von lauterem Golde und mit großen Amethysten ausgelegt. Die vier vornehmsten Emire hielten einen Baldachin von roter Seide über dem Haupte der Sultanin, und der Scheik von Medina fächelte ihr mit einer Windfuchtel von weißen Pfauenfedern Kühlung zu.

So erwartete die Sultanin ihren Gemahl und ihren Sohn, auch sie hatte ihn seit seiner Geburt nicht mehr gesehen, aber bedeutsame Träume hatten ihr den Ersehnten gezeigt, dass sie ihn aus Tausenden erkennen wollte. Jetzt hörte man das Geräusch des nahenden Zuges, Trompeten und Trommeln mischten sich in das Zujauchzen der Menge, der Hufschlag der Rosse tönte im Hof des Palastes, näher und näher rauschten die Tritte der Kommenden, die Türen des Saales flogen auf, und durch die Reihen der niederfallenden Diener eilte der Sultan an der Hand seines Sohnes vor den Thron der Mutter.

»Hier«, sprach er, »bringe ich dir den, nach welchem du dich so lange gesehnt.«

Die Sultanin aber fiel ihm in die Rede: »Das ist mein Sohn nicht!« rief sie aus, »das sind nicht die Züge, die mir der Prophet im Traume gezeigt hat!«

 

Vokabular  
  erhellen = to illuminate
  die Stufe = stair
  der Baldachin = baldachin
  die Pfauenfeder = feather of a peacock
  Kühlung zufächeln = to fan cool air
  das Geräusch = noise
  der Hufschlag = hoofbeat

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