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Literature: Goethe - Das Märchen

  Seite 25: J. W. von Goethe: Das Märchen



deutscher Text English text
 

Das Weib mit dem verwandelten Hunde im Korbe nahte sich zuerst dem Garten und suchte ihre Gönnerin auf, die leicht zu finden war, weil sie eben zur Harfe sang; die lieblichen Töne zeigten sich erst als Ringe auf der Oberfläche des stillen Sees, dann wie ein leichter Hauch setzten sie Gras und Büsche in Bewegung. Auf einem eingeschlossenen grünen Platze, in dem Schatten einer herrlichen Gruppe mannigfaltiger Bäume, saß sie und bezauberte beim ersten Anblick aufs neue die Augen, das Ohr und das Herz des Weibes, das sich ihr mit Entzücken näherte und bei sich selbst schwur, die Schöne sei während ihrer Abwesenheit nur immer schöner geworden. Schon von weitem rief die gute Frau dem liebenswürdigen Mädchen Gruß und Lob zu. Welch ein Glück Euch anzusehen, welch einen Himmel verbreitet Eure Gegenwart um Euch her! Wie die Harfe so reizend in Eurem Schoße lehnt, wie Eure Arme sie so sanft umgeben, wie sie sich nach Eurer Brust zu sehnen scheint und wie sie unter der Berührung Eurer schlanken Finger so zärtlich klingt! Dreifach glücklicher Jüngling, der du ihren Platz einnehmen konntest!

 

The woman, carrying in the basket the transformed dog, came first to the garden, and sought an interview with her benefactress. She was easily found, as she was then singing to the accompaniment of her harp. The sweet tones showed themselves first in the form of circles upon the bosom of the calm lake; and then, like a soft breeze, they imparted motion to the grass and to the tremulous leaves. She was seated in a secluded nook beneath the shade of trees, and at the first glance enchanted the eyes, the ear, and the heart of the old woman, who advanced toward her with rapture, and protested that since their last meeting she had become more beautiful than ever. Even from a distance she saluted the charming maiden in these words:
"What joy to be in your presence! What a heaven surrounds you! What a spell proceeds from your lyre, which, encircled by your soft arms, and influenced by the pressure of your gentle bosom and slender fingers, utters such entrancing melody! Thrice happy the blessed youth who could claim so great a favour!"


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