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     LiteratureFairy Tales Wilhelm Hauff: The Story of the False Prince

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  Seite 10: Die Geschichte vom falschen Prinzen (The Story of the False Prince)



deutscher Text
 

Die Wut des Prinzen hatte sich gelegt, weinend rief er dem Fürsten zu: »Mein Herz sagt mir, dass Ihr mein Vater seid; bei dem Andenken meiner Mutter beschwöre ich Euch, hört mich an!«

»Ei, Gott bewahre uns!« antwortete dieser, »er fängt schon wieder an, irre zu reden, wie doch der Mensch auf so tolle Gedanken kommen kann!« Damit ergriff er Labakans Arm und ließ sich von ihm den Hügel hinuntergeleiten; sie setzten sich beide auf schöne, mit reichen Decken behängte Pferde und ritten an der Spitze des Zuges über die Ebene hin. Dem unglücklichen Prinzen aber fesselte man die Hände und band ihn auf ein Dromedar fest, und zwei Reiter waren ihm immer zur Seite, die ein wachsames Auge auf jede seiner Bewegungen hatten.

Der fürstliche Greis war Saaud, der Sultan der Wechabiten. Er hatte lange ohne Kinder gelebt, endlich wurde ihm ein Prinz geboren, nach dem er sich so lange gesehnt hatte; aber die Sterndeuter, die er um des Schicksals des Knaben befragte, taten den Ausspruch, »dass er bis ins zweiundzwanzigste Jahr in Gefahr stehe, von einem Feinde verdrängt zu werden«, deswegen, um recht sicherzugehen, hatte der Sultan den Prinzen seinem alten, erprobten Freunde Elfi-Bey zum Erziehen gegeben und zweiundzwanzig Jahre auf seinen Anblick geharrt.

Dieses hatte der Sultan seinem (vermeintlichen) Sohne erzählt und sich ihm außerordentlich zufrieden mit seiner Gestalt und seinem würdevollen Benehmen gezeigt.

 

Vokabular  
  das Andenken = memory
  beschwören = to conjure
  ergreifen = to capture
  fesseln = to bind
  ein wachsames Auge haben = to watch
  der Feind = enemy
  verdrängen = to replace
  harren = to await
  würdevoll = dignified

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